--- Auf die Rolle gekommen ---

Fortbewegung auf Rädern und Rollen ist schon immer mit Faszination verbunden gewesen.

Jede Generation, insbesondere die junge, suchte nach adäquaten vom aktuellen Zeitgeist bestimmten Fortbewegungsmöglichkeiten. INLINE SKATER unter diesem Blickwinkel betrachtet, erscheinen als eine der daraus resultierenden Entwicklungsalternativen. Dem Spaß und Nutzen stehen aber auch Risiko- und Gefahrenmomente gegenüber.

Sich diesen zu stellen, Vorbehalte über eine nur kurzfristige Modeerscheinung abzubauen, ohne eine positive Entwicklung aufzuhalten, erweist sich nicht immer als einfaches Unterfangen.

Ein Blick auf die Inline-Skaterbewegung z. B. in den USA, auf die rasante Entwicklung auf dem deutschen Markt ( 1996 wurde lt. Information des Sach- und Fachinformationsdienstes für Sportartikelfachverkäufer über vier Millionen Paar Inline Skates verkauft, für1997 lagen noch keine endgültigen Zahlen vor, eine Steigerung ist jedoch zu prognostizieren.), aber auch auf erste schwere Unfälle machten unter den gegebenen Voraussetzungen den Handlungsbedarf im Bereich der Verkehrserziehung auch im Odenwaldkreis deutlich.

Inline Skating ist auf mehreren Ausführungsebenen angesiedelt:

a) als Sportart ( Regionale Sportvereine sind hier schon aktiv. )
b)als attraktive und zeitsparende Fortbewegungsmöglichkeit
c)als Ausdruck von Lebensgefühl, Gruppenzugehörigkeit, u.v.m.

Der Benutzeralltag ist sicher durch Mischformen geprägt. Führt man jedoch diese Ebenen zusammen, verlangen sie Leitlinien im Bereich der Verkehrs- und Sporterziehung mit all ihren zuzuordnenden disziplinären Schwerpunkten, wie z.B. Gesundheitserziehung, Sozialverhalten etc. Im Odenwaldkreis wurde deshalb rechtzeitig die verkehrserzieherische Dimension ins Auge gefasst und mit Hilfe der Kreisverkehrswacht Odenwaldkreis e.V. unter folgenden Gesichtspunkten realisiert:

1. Ausrüstung und Sicherheit:

Zunächst wurde eine komplette, den Qualitätsansprüchen gerecht werdende Skaterausrüstung mit den entsprechenden Protektoren angeschafft und beim Kauf auch gleich ausprobiert. Auf einer vom ODENWÄLDER BIKEMOBIL bewährten Informationstafel wurden diese Ausrüstungsbestandteile angebracht und zum einen mit erklärenden, zum anderen aber auch mit zum Experiment und zum Anprobieren auffordernden Texten ergänzt.

So kann man einen einfachen Materialtest mit zwei qualitativ unterschiedlichen Rollen im Hinblick auf Elastizität und Stoßreflexion durchführen, indem man sie an dünnen Seil aufhängt und aus gleicher Höhe ( ca. 50 cm ) auf den Untergrund aufspringen läßt. Die hochwertige Rolle zeigt dabei weitaus größeres Elastizitäts- und Stoßreflektionsverhalten, was nicht nur beim Fahren, sondern auch beim Bremsen wichtig ist.

Eine Übersicht über Art und Beschaffenheit der einzelnen Protektoren, die alle nur zusammen einen umfassenden Schutz gewährleisten, ist unerlässlich und rundet den schon beim Kauf zu berücksichtigenden Sicherheitsaspekt ab

2. Übung und Gefahrenvermeidung

Die Wege zum Erlernen der Fahrtechnik sind aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen bei den Kindern und Jugendlichen sehr verschieden. Wesentlich erscheint aber, daß hier eine sinnvolle Ergänzung bzw. Fortsetzung der Bewegungserziehung, auch unter verkehrserzieherischem Aspekt, angeboten werden kann.

Zum Erlernen der einzelnen Elemente der Fahrtechnik bietet die Kreisverkehrswacht eine Video-Cassette mit dem Titel "Inline-Skating - gewußt wie",Anleitungen mittels Informationstexte, Übungskarten mit speziellen Trainingsaufgaben zum Fahrverhalten, aber auch zu Brems-, Ausweich-, Sturzvermeidungs- und Falltechnik an .

Wie vielfältig die einzelnen Übungsschwerpunkte sind, zeigen alleine die Bremstechniken: Einsatz der Stopper, T-Stop, Spin-Stop, Telemark-Stop, Gras-Hopping.

Die individuelle Beratung durch die beiden Kreisfachberater und durch Mitglieder der Kreisverkehrswacht unterstützt das Informationsprogramm.

Richtungsweisend ist hier die Initiative des Hessischen Kultusministeriums "Safer Skating" in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro Schule und Partner, HELP, der Sporthochschule Köln, dem Sportärzteverband Hessen e.V., der Landesverkehrswacht Hessen und einem Produzenten. Hier sollen die einzelnen Schulen im Odenwaldkreis mit Hilfe der Verantwortlichen für den Sportbereich noch stärker angesprochen werden.

3. Probleme und Hilfen

Da für Inline Skater in der StVO keine besonderen Bestimmungen ausgewiesen sind, gelten sie nach z. Zt. praktizierten Rechtsauslegung als Fußgänger mit Spielzeug (!) und müßten demnach den Gehweg benutzen.

Die erheblich höhere Geschwindigkeit, die ein Inline Skater erreicht, führt aber auch zu problematischen Situationen mit den "echten" Fußgängern. Skater auf der Fahrbahn werden zwar meistens von der Polizei toleriert, aber sie setzen sich auch damit erheblichen Gefahren aus. Eine Infotafel aus dem Odenwälder Bikemobil gibt erste Hilfestellung mit Tips, die hier zusammengefaßt sind und je nach Ratschlag erst in Verbindung mit Beratung, weiterführenden fächerübergreifenden Unterrichtseinheiten, Rollenspielen u.ä. wirksam werden.

  • Denke daran, dass auch du als "echter" Fußgänger unterwegs sein kannst !
  • in Inline Skater erreicht im Vergleich zu einem Radfahrer gleiche, manchmal sogar höhere Geschwindigkeiten.
  • Schaue voraus, fahre nur so schnell, dasß du jederzeit rechtzeitig anhalten kannst ! Dazu mußt du vorher die Bremstechnik geübt haben !
  • Bodenunebenheiten, Wasserlachen, Sand, Öl u.ä. sind Gefahrenstellen, umfahre sie möglichst !
  • Bei Fahrbahnbenutzung beachte: Straßen mit viel Verkehr sind auch für Skater besonders gefährlich ! Du benötigst fast eine ganze Fahrbahnbreite!
  • Fahre rechts, achte auf einen Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand und zu überholenden Fahrzeugen !
  • Fußgänger, Radfahrer und andere Skater von links überholen !
  • Fußgänger, besonders alte Menschen, Kinder, bewegungseingeschränkte Menschen haben Vorrang. Erschrecke sie nicht, weiche rechtzeitig vorher aus !
  • Verhalte dich gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern rücksichtsvoll !
    ( Hier ist der fächerübergreifende Aspekt der Verkehrserziehung wichtig, um gemeinsam durch soziales Training Verhaltensmuster aufzubauen. )
  • Eine private Haftpflichtversicherung soll dir im Schadensfall helfen, dich aber nicht leichtsinnig werden lassen.

Ausblick:

Inline Skating entwickelt sich über die Trendsportart hinaus zu einer weiteren attraktiven Fortbewegungsmöglichkeit. Die positiven Aspekte, die eine breite Palette verschiedenster Schwerpunkte aufzeigen, überwiegen. Um das Konflikt- und Schadenspotential so gering wie möglich zu halten und eine positive Entwicklung zu gewährleisten, ist auch die Verkehrserziehung gefordert, Anleitungen, Beratung und Möglichkeit zum praktischen Umgang zu geben.

(von Karl-Heinz Wesserle,Kreiverkehrswacht Odenwald e.V.)


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